Alles nachhaltig? – Wie Hochschulen kommunizieren können

von Paula Erb, Annkathrin Körner, Louisa Meyer und Isabelle Rath

 

Nachhaltigkeitskommunikation an Universitäten spielt eine maßgebliche Rolle im Bestreben, Umwelt- und soziale Anliegen zu adressieren, das Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten zu schärfen und eine umweltfreundliche Campus-Kultur zu etablieren. Insgesamt trägt die Nachhaltigkeitskommunikation dazu bei, eine Kultur der Verantwortung, Innovation und Zusammenarbeit an Universitäten zu fördern. Dies führt letztendlich zu einem nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Bildungsumfeld. Diese Form der Kommunikation ist aus mehreren Gründen von entscheidender Bedeutung.

Die Nachhaltigkeitskommunikation ermöglicht eine umfassende Bewusstseinsbildung innerhalb der Universitätsgemeinschaft und in der Öffentlichkeit. Durch zielgerichtete Informationen und Bildungsmethoden können Studierende, Mitarbeitende und Dozierende ein vertieftes Verständnis für die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Umwelt entwickeln. Gleichzeitig fördert die Integration von Nachhaltigkeitsthemen
in den Lehrplan und Forschungsbereiche der Universitäten eine nachhaltige Denkweise. Dies trägt dazu bei, Studierende auf zukünftige Rollen in der Gesellschaft vorzubereiten, sei es in wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder anderen Kontexten. Auch stärkt die Nachhaltigkeitskommunikation die Glaubwürdigkeit der Universität. Durch die aktive Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen zeigt die Institution
nicht nur Verantwortungsbewusstsein, sondern gewinnt auch an Ansehen. Transparenz in der Kommunikation ist dabei entscheidend. Die Nachhaltigkeitskommunikation fördert die Partizipation und das Engagement der Universitätsgemeinschaft. Plattformen für den Austausch von Ideen und die
Zusammenarbeit tragen dazu bei, innovative Ansätze für nachhaltige Praktiken zu entwickeln.

Eine klare und konsistente Kommunikation von nachhaltigen Initiativen ist wichtig. Dazu gehören Maßnahmen wie erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen und Abfallmanagement. Die Universität dient als Vorbild für Studierende und die Gesellschaft. Nachhaltige Werte, die in der Praxis umgesetzt und kommuniziert werden, inspirieren nicht nur die Unis, sondern auch andere Bildungseinrichtungen
und die gesamte regionale Öffentlichkeit.

Doch wie genau sieht die Rolle und die Verantwortung von Universitäten und Hochschulen im Themenbereich der Nachhaltigkeit eigentlich aus?

Schon 1987 veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung im sogenannten „Brundtland-Bericht“ ein Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung, das auch heute noch Anwendung findet. In dem Leitfaden wurde festgehalten, dass Bildung unerlässlich für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ist. Die Verantwortung dafür tragen laut dem Aktionsplan der UNESCO-Dekade vor allem Hochschulen und
Universitäten. Denn 2005 wurde festgehalten, dass Bildungsmaßnahmen von zentraler Bedeutung sind und Hochschulen die Verantwortung tragen, Menschen zu nachhaltigem Leben und Wirtschaften zu befähigen. Hinzu kommt außerdem, dass sich Hochschulen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, der Relevanz des Themas und wissenschaftlichem Interesse selbst dazu verpflichten, sich im Sinne der
Nachhaltigkeit einzusetzen und zu forschen. Dabei können sowohl von der Hochschulleitung oder einzelnen Instituten als auch von Wissenschaftler:innen selbst Maßnahmen initiiert und umgesetzt werden. Um allerdings erfolgreich nach außen kommunizieren zu können, muss zunächst intern ein grundlegendes Verständnis zum Thema geschaffen werden. Dafür können Hochschulen innerhalb ihrer Organisation
beispielsweise Nachhaltigkeitsleitlinien entwickeln, Weiterbildungen anbieten oder interne Nachhaltigkeitsberichterstattung umsetzen, um die eigene Belegschaft zu sensibilisieren.

Nachhaltigkeit – Aber wie?

Für die Kommunikation von Nachhaltigkeit nach außen setzen Hochschulen ebenfalls vielfältige Mittel ein. Es werden themengebundene Studiengänge angeboten, Informationsveranstaltungen und Stammtische organisiert oder Community-Aktionen wie beispielsweise gemeinsames Müllsammeln durchgeführt. Aber auch ganz klassische Kampagnen werden umgesetzt, um auf Nachhaltigkeit aufmerksam zu
machen und Menschen die Relevanz des Themas verständlich zu machen. An der Universität Mannheim hat Prof. Dr. Fleischmann beispielsweise die interaktive Kampagne #SustainableUniMA – Ich bewirke etwas, indem ich…“ ins Leben gerufen. Hierbei werden Studierende, Mitarbeitende und andere Interessierte dazu aufgerufen, sich mit ihrem eigenen Statement zu beteiligen. Anschließend werden die Statements
auf Social Media und der Uni-Website veröffentlicht, so dass sie Andere inspirieren und ebenfalls zu nachhaltigem Handeln motivieren können.

Die von der UNESCO Dekade angestoßene Bildung zur nachhaltigen Entwicklung nimmt sich auch die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz zu Herzen. Unter dem Motto „Wandel fängt mit Bildung an“ werden im Zukunftsmodul thematische Inhalte zu Klima- und Nachhaltigkeitsbildung vermittelt und die Studierenden dazu angeregt selbst aktiv zu werden.

So stellt die JGU sicher, dass auch in der universitären Lehre auf Bildung zur nachhaltigen Entwicklung geachtet wird. In der Vorlesungsreihe Voices for Climate wird über verschiedenste Aspekte der
Nachhaltigkeit mit Experten wie Luisa Neubauer (Fridays for Future) diskutiert und naturwissenschaftliche, sozial- und kulturwissenschaftliche Inhalte mit Bezug zur Klimawandelthematik behandelt. Die zweite Säule des Zukunftsmoduls ist das Climate Lab. In diesem Projektseminar über Klima und Nachhaltigkeit können Studierende selbst Handeln, indem sie ein eigenes Nachhaltigkeitsprojekt planen und umsetzen.

Beispiele aus der Praxis

Dass es wichtig ist, Nachhaltigkeit auch in die Lehre zu integrieren und zu einem elementaren Bestandteil des Universitätsgeschehens zu machen, wissen wir nun bereits. Aber wie wird dies an anderen Universitäten umgesetzt und wo kann man sich auch für sich selbst Inspirationen holen?

Ein gutes Beispiel dafür ist die Technische Universität Chemnitz. Dort setzt sich die Arbeitsgruppe nachhaltige Campusentwicklung für nachhaltigeres Handeln in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht ein. Im Rahmen dessen werden verschiedene Projekte angeboten, in denen Engagierte einen Beitrag zu einem gesunden Lern- und Arbeitsumfeld, Artenvielfalt, oder auch der Vereinbarkeit von
Arbeit, Studium und Familie leisten – denn Nachhaltigkeit ist weitaus mehr als nur Klimaneutralität und Klimagerechtigkeit.

Mit positivem Beispiel geht auch die Universität Kassel mit ihrem Ideenspeicher voran. Dort bekommen alle Interessensgruppen der Universität die Möglichkeit Ideen einzureichen, wie man das Universitätsgeschehen nachhaltiger und im Sinne der Nachhaltigkeit gestalten kann. Auf der Website des Ideenspeichers kann man dazu den aktuellen Bearbeitungsstand der eingereichten Idee, die Prüfung der Umsetzbarkeit und den Umsetzungsstand einsehen. Beispiele für die eingereichten Ideen sind die Einrichtung eines Green Offices (bereits umgesetzt), ein dauerhaftes Ideenmanagement zur Nachhaltigkeit oder auch ein Bike-Leasing für Mitarbeiter, sowie Glas-Recycling auf dem Campus.

Nachhaltigkeit ist ein Thema, dass aus fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens nicht mehr wegzudenken ist. Universitäten verfolgen dabei verschiedenste Ansätze, um Nachhaltigkeit fest im Universitätsgeschehen zu verankern. Die ersten Bemühungen tragen bereits Früchte, doch wie sich Nachhaltigkeit langfristig auf Universitäten auswirkt und wie sie kommuniziert wird bleibt abzuwarten.

 

Literatur

Aachener Stiftung Kathy Beys, 2005-2023. (2015, November 13). Lexikon der Nachhaltigkeit | Ziele und Wege | UN Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung. Lexikon der Nachhaltigkeit; Aachener Stiftung Kathy Beys. https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/bildung_fuer_nachhaltige_entwicklung_1021.htm

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. (o. J.). Nachhaltigkeit (nachhaltige Entwicklung). Abgerufen 21. Dezember 2023, von https://www.bmz.de/de/service/lexikon/nachhaltigkeit-nachhaltigeentwicklung-14700

Corsten, M., & Corsten, H. (2023). Nachhaltigkeit. In A. Hippe & J. Wirsam (Hrsg.), Nachhaltigkeit und Innovation in internen und externen Unternehmensbeziehungen: Festschrift für Prof. Dr. Klaus Bellmann zum 80. Geburtstag (S. 21–52). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41618-8_2

Dyckhoff, H., Lohmann, D., Schmid, U., Schmidt, M., & Souren, R. (2000). Betriebliches Umweltmanagement im Überblick. In Umweltmanagement: Zehn Lektionen in umweltorientierter Unternehmensführung. Springer Berlin Heidelberg. https://books.google.de/books?id=OmHpwAEACAAJ

Johannes Gutenberg-Universität Mainz. (o. J.). Zukunftsmodul—Wandel fängt mit Bildung an! Universität Mainz. Abgerufen 21. Dezember 2023, von https://zukunft.uni-mainz.de/

Michelsen, G. (2007). Nachhaltigkeitskommunikation: Verständnis—Entwicklung—
Perspektiven. In Handbuch Nachhaltigkeitskommunikation (S. 25–41). Oekom.

Müller Christ, G. (2012). Nachhaltigkeit in der Hochschule: Ein Konzept für die interne Selbstüberprüfung. Universität Bremen. https://www.uniwuerzburg.de/fileadmin/99122200/Referate_AKs/Ref_Oekologie/CampusGarten/HS_Selbsttest.pdf

Spraul, K., & Hufnagel, J. (2020). Hochschulen und Nachhaltigkeit: Fallstudie der Technischen Universität Kaiserslautern. In M. Schmitz & R. Schmidpeter (Hrsg.), CSR in Rheinland-Pfalz: Nachhaltige Entwicklung aus Sicht von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft (S. 63–77). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59148-2_5

TU Chemnitz. (2023, Dezember 21). Nachhaltigkeit | Universität | TU Chemnitz (Worldwide). https://www.tu-chemnitz.de/tu/nachhaltigkeit/

United Nations. (o. J.). 1987: Brundtland-Bericht. Abgerufen 21. Dezember 2023, von https://www.are.admin.ch/are/de/home/medien-undpublikationen/publikationen/nachhaltige-entwicklung/brundtland-report.html

Universität Kassel. (o. J.). Ideen, Maßnahmen & Ergebnisse. Abgerufen 21. Dezember 2023, von https://www.uni-kassel.de/uni/universitaet/profil/profilumwelt-und-nachhaltigkeit/umwelt-und-nachhaltigkeit/green-office/ideenmassnahmen-ergebnisse

Zimmermann, F. M. (2016). Was ist Nachhaltigkeit – eine Perspektivenfrage? In F. M. Zimmermann (Hrsg.), Nachhaltigkeit wofür? Von Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige Zukunft (S. 1–24). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48191-2_1

Zimmermann, F. M., & Risopoulos-Pichler, F. (2016). Bildung und Forschung für nachhaltige Entwicklung – eine Notwendigkeit im 21. Jahrhundert. In F. M. Zimmermann (Hrsg.), Nachhaltigkeit wofür? Von Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige Zukunft (S. 229–255). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48191-2_9


Zurück zur Startseite